Auf der Suche nach den verlorenen Zeiten, die Historie der Winter-Oldtimerrallye

Die Geschichte der AvD-Histo-Monte ist bunt, die Liste aller jemals gestarteten Teams und Personen lang. Organisator Peter Göbel hat nun viele Daten und Fakten zusammengetragen, doch die Historie hat einige Lücken. Wer kann helfen?

Die Reise der AvD-Histo-Monte beginnt im Jahr 1993, damals sollte die Oldtimer-Winter-Rallye nur schmückendes Beiwerk zum Start der aktuellen Rallye Monte Carlo in Bad Homburg sein. Doch dem Aufruf des AvD folgen bei der Premiere fast 50 historische Fahrzeuge, kein geringerer als die schwedische Rallyelegende und Monte Sieger Erik Carlsson drückt der Veranstaltung im Mini Cooper den Stempel „besonders lohnenswert“ auf. Einen Gewinner gibt es bei der Premiere noch nicht, Ziel von Ausgabe 1 ist der Feldberg ganz in der Nähe des Startortes Bad Homburg, kaum 50 km lang misst die gesamte Rallye-Route.

Doch der Automobilclub von Deutschland hat den richtigen Nerv getroffen, vier Jahre später ist aus der AvD-Histo-Monte bereits eine echte Winterrallye geworden mit bis zu 80 Fahrzeugen. Nur der Süden Frankreichs und die legendären Monte-Prüfungen in den Seealpen bleiben den Oldtimer-Fahrern noch immer verwehrt. Kurze Abstecher nach Frankreich zeigen zwar schon in die richtige Richtung, aber alle Start- und Zielorte der Tour beschränken sich noch immer auf Deutschland.

1998 nimmt der Wunsch der Teilnehmer Form an, das Ziel der AvD-Histo-Monte lautet: Monte Carlo. Längst startet man nicht mehr als Randnotiz in Bad Homburg, mittlerweile gehen mehr Old- und Youngtimer an den Start, als moderne Fahrzeuge beim traditionell ersten Rallye WM-Lauf der Saison. Wer keine Lust oder Zeit auf die mehrtägige Reise an die Côte d’Azur hat, darf noch in einer nationalen Wertung starten, doch nach der Siegerehrung beim Uhrenhersteller Hanhart in Gütenbach fällt der Abschied zwischen 31 nationalen und 46 internationalen Teilnehmer schwer. Die Doppelausgaben finden dennoch bis einschließlich 2003 statt, lediglich unterbrochen vom Jahr 2001, in dem man sich aus Kostengründen auf eine rein deutsche Ausgabe beschränkt.

Leider gibt es auch in der besten Tradition Lücken, so auch bei der Histo-Monte. Auf Grund von sinkenden Teilnehmerzahlen und dem immer größer werdenden Kostenapparat beim AvD verschwindet die Veranstaltung mit der letzten hausintern organisierten Veranstaltung im Jahr 2003 von der Bildfläche. Zwei Jahre später greift AvD-Mitglied und Oldtimer-Fan Manfred Triefenbach zum Rechner. 2006 ist die Übergabe beschlossen, als aktives AvD-Mitglied und Rallye-Mann hat er seine eigene Mannschaft zusammen und das erste Roadbook in Eigenregie auf den Weg gebracht. Nach seinem plötzlichen Tod übernimmt nur zwei Jahre später seine Frau Gabriele die Geschicke, dank einer eingespielten Mannschaft gelingen ihr fünf weitere Ausgaben, dann zwingen zunehmende Behördenauflagen in Frankreich die AvD-Histo-Monte erneut in die Knie.

Es vergehen nochmal zwei Jahre, dann übernimmt Peter Göbel mit seiner Agentur Plusrallye die Organisation des Winter-Klassikers. Als erstes sucht man nach einem Fundament für Frankreich, dieses findet man in Jean-Marc Bonnay. Der französische Motorsportprofi zählt im eigenen Land zu den besonders erfahrenen Haudegen, bis 2016 verpasst er (seit 1979) nur eine einzige Rallye Dakar, plant in der Motorrad-WM und mit Mercedes die Weltumrundung in einem Wasserstoff-Fahrzeug.

Trotz steigender Teilnehmerzahlen entscheidet man sich bei Plusrallye im Jahr 2017 für einen 2-jährigen Rhythmus der Veranstaltung, trotz bester Kontakte und wachsendem Interesse ist der Organisationsaufwand immens, über 7000 Stunden Arbeitsaufwand errechnet man pro Ausgabe. In diesem Jahr wäre die AvD-Histo-Monte wieder an der Reihe gewesen, doch Corona sorgt für eine Verschiebung in 2022. Um die Stimmung unter den Fans und Teilnehmern aufrecht zu erhalten, soll es nach dem Motto „Vive la France – es lebe die AvD-Histo-Monte“ in 2023 gleich die nächste Winter-Ausgabe auf den Spuren der Rallye Monte Carlo geben.

Die aktuelle Zwangspause nutzt man indes für einen Blick in die Vergangenheit. In der frischen Gesamtstatistik fehlen nur noch wenige Ergebnisse und Namen, interessante Fakten gibt es aber schon jetzt. So haben seit dem Start im Jahr 1993 mehr als 1320 verschiedene Menschen an der Oldtimer-Rallye teilgenommen, der überraschend hohe Anteil an Fahrer- und Beifahrerinnen liegt schon jetzt bei über 12 Prozent. Mindestens 523 Personen haben sich mehrfach eingeschrieben, über 110 von ihnen sind fünfmal und mehr an den Start gegangen. Den Teilnahme-Rekord aller noch immer aktiven Fahrer und Beifahrer teilen sich mit 12 Starts bei 22 Ausgaben der Škoda-Mann Matthias Kahle und der Wiesbadener Mike Giesche, außer Konkurrenz rechnet sich mittlerweile Peter Göbel, weil dieser nach 13 Teilnahmen zwischen 1995 und 2012 nun alleine fünf Mal als Orga-Leiter das Ziel in Monte Carlo gesehen hat.

„Leider fehlen uns für eine vollständige Statistik – durch die sich auch immer wieder neue Geschichten ergeben – einige Ergebnisse, die vermutlich nur noch mit viel Glück auffindbar sind“, so Peter Göbel. Ausgiebig geforscht hat man bereits in den Archiven des AvD und bei Peer Günther, der als erster Fahrtleiter in die Geschichte der Tour eingegangen ist. Ebenso recherchierte man bei Teilnehmern und in der Historie namhafter Oldtimer-Magazine. Im Plusrallye-Orga-Büro sind nun alle Ergebnisse seit 2000 vollständig, ebenso die Jahre 1997 und 1998. „Für 1999 haben wir zwar alle Daten der internationalen Ausgabe, jedoch so gut wie keine Infos zu den Teilnehmern und Platzierungen der nationalen AvD-Histo-Monte“, so Göbel. Besonders spannend wäre zudem die Startliste der ersten Veranstaltung im Jahr 1993, es existiert zwar ein großer Bericht in der Zeitschrift Oldtimer-Markt, aber nur wenigen Personen und Teams kann man eine Startnummer zuordnen, Platzierungen gab es beim Debüt ohnehin nicht.

Offen sind bis jetzt auch die Jahre 1994 und 1995. Für 1994 existiert zwar eine rudimentäre Ergebnisliste, allerdings ohne die vollständigen Fahrernamen, Beifahrer tauchen in sämtlichen vorliegenden Listen erst gar nicht auf. Kurios gestaltet sich auch die Suche nach den vollständigen Daten in 1996. Ganze 67 Teams sind registriert, es gibt aber Quellen, die 80 Teilnehmer ausweisen. „Vermutlich waren es tatsächlich nur 67 Teams“, so Peter Göbel, „denn die Startnummern beginnen aus nicht mehr nachzuvollziehenden Gründen erst bei Nummer 11.“ Die Rechnung geht damit zwar immer noch nicht ganz auf, das könnte aber an ausgefallenen Teams liegen, die in den vorliegenden Ergebnislisten nicht mehr geführt wurden.

Ob es 28 Jahre nach dem Start der ersten AvD-Histo-Monte noch gelingt, alle Daten zu vervollständigen, ist fraglich. „Wir würden uns sehr freuen, wenn uns mit diesem Aufruf die ein oder andere Liste doch noch zugespielt wird“, so Göbel. „Das gilt für Start- und Ergebnislisten, aber auch für Fotos von Teilnehmern der Rallye. Wenn wir diese sogar benutzen dürfen, um unsere folgenden Bildbände damit zu bereichern, wäre das ein großer Mehrwert für alle“.

So können sich auch die Teilnehmer der 23. AvD-Histo-Monte schon jetzt auf ein umfangreiches Buch freuen, das Plusrallye gemeinsam mit dem Rallyefotografen Reinhard Klein (McKlein, https://www.mckleinimagedatabase.com/images) auch für 2022 und die Folgejahre auflegen wird. „Im Startgeld ist seit der letzten Ausgabe bereits ein Exemplar enthalten, dieses berichtet dann erneut auf knapp 300 (!) Seiten über jede Etappe, jeden Teilnehmer, die Historie der Veranstaltung und es zeigt die besten Bilder der Profi-Fotografen, die die Reise auf den Spuren der Rallye Monte Carlo in jedem Jahr begleiten.

Sachdienliche Hinweise zu den fehlenden Daten und Ergebnissen nimmt das Orgabüro der AvD-Histo-Monte gerne unter info@avd-histo-monte.com entgegen. Wir sagen schon jetzt Danke !